Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen
Ein Blick auf bewegte Zeiten: Die Wahlperiode 2020–2025
Eine weitere Legislaturperiode geht in diesem Frühjahr zu Ende – und sie war zumindest zeitweise eine der herausforderndsten seit Bestehen der Kammer.
Wir schauen zurück auf die letzten fünf Jahre, die wie im Flug vorbeigezogen sind. Es waren bewegte Zeiten, geprägt von Krisen und Umbrüchen, aber auch von viel positivem Wandel.
Es folgen ein paar Schlaglichter auf die prägnantesten Geschehnisse aus unserer Sicht als Vorstand der Kammer. Dies soll keinem Rechenschaftsbericht gleichen. Daher laden wir Sie – unsere Mitglieder – ebenfalls zum Reflektieren ein.
Der Vorstand im April 2023
Start mit vielen Fragezeichen
Was diese Legislatur wohl mit am meisten beeinflusst hat, war die Corona-Pandemie und was diese in jeglichen Bereichen, sei es privat oder beruflich, mit sich gebracht hat. Kaum war die Wahl zur Kammerversammlung beendet, konnte sich diese aufgrund der Kontaktbeschränkungen erst gar nicht konstituieren. Direkt zu Beginn wurden wir mit der Frage konfrontiert: Was nun? Wie soll die Kammerarbeit unter diesen Bedingungen aufgenommen werden?
Der digitale Raum
Für ein erstes Kennenlernen trat die neu gewählte Kammerversammlung im gänzlich neuen, digitalen Format zusammen, bis die Corona-Verordnung es schließlich zuließ, am 20. Juni 2020 eine Präsenz-Kammerversammlung mit strengen Auflagen abzuhalten. Es dauerte, bis sich alles zurechtgerückt hatte, alle kommenden Sitzungen von Ausschüssen und Kommissionen wurden ausschließlich online abgehalten, andere Veranstaltungen und Seminare mussten in den digitalen Raum verlegt werden. Und obwohl der persönliche Kontakt lange auf ein Minimum reduziert war, hat die Profession die berufspolitische Arbeit unter neuen Bedingungen stets aufrechterhalten.
Zunächst kontaktlos: Präsident Roman Rudyk hinter den Kulissen…
…dann auf Abstand: Konstituierende Kammerversammlung am 20. Juni 2020
Pandemie als Wendepunkt in der Kommunikation
Vernetzung und Austausch hatten schon immer eine große Bedeutung für die Kammer, zu Pandemiezeiten hat insbesondere der regelmäßige Informationsfluss einen noch höheren Stellenwert erlangt. Damit wurde auch die Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt zunehmend wichtiger. Denn eine Sonderverordnung jagte die nächste, mit direkten Auswirkungen auf den Praxisalltag. Daher wurde die Frequenz an Newslettern – damals noch „Kammertelegramme“ – deutlich erhöht. Um der Herausforderung gerecht zu werden, unsere Mitglieder stets auf dem Laufenden zu halten, wurde 2021 in der Geschäftsstelle schließlich eine neue Stelle für die Kommunikation geschaffen, wodurch unter anderem auch die Website durch einen Relaunch im Jahr 2022 sowohl für Mitglieder als auch Ratsuchende fest als Informationsquelle etabliert wurde. Auch im Vorstand gab es 2021 Zuwachs, um den gestiegenen Arbeitsanforderungen gerecht zu werden: Mit Dr. Kristina Schütz wurde dieser auf sechs Köpfe erweitert.
Klima als neues Thema
Die Auswirkungen der Klimakrise auf die psychische Gesundheit ist als Thema zunehmend relevant für die Kammer geworden. Neben einer neu gegründeten Kommission Klima und einem eigenen Kammertag, bei dem u. a. Lea Dohm (KLUG) referierte, lud die Kammer mehrere politische Vertreter*innen zu einer Fachveranstaltung „Klima und Psyche“ ein, um die Notwendigkeit der psychotherapeutischen Kompetenz zu verdeutlichen.
Einfluss und Sichtbarkeit auf politischer Ebene
Neben dem Kontakt zu unseren Mitgliedern konnte auch die Vernetzung zur politischen Ebene aufrechterhalten werden. Sowohl mit dem Niedersächsischen Gesundheitsministerium – trotz zwischenzeitlichem Führungswechsel – als auch mit verschiedenen Landtagsabgeordneten wurden neue Kontakte aufgebaut und bestehende verstetigt, u. a. durch gemeinsame Veranstaltungen oder regelmäßigen, bilateralen Austausch. Die Profession mit ihren Positionen in Gesetzen sichtbar zu machen, war und ist Teil dieser Vernetzung. Zumal die Reform des Psychotherapeutengesetzes am 1. September 2020 – kurz nach Konstituierung der neuen Kammerversammlung und mitten im Corona-Chaos – den gesamten Berufsstand vor neue Herausforderungen stellte, denen begegnet werden musste.
Fachpsychotherapeutische Weiterbildung als die große Herausforderung
Demonstration in Berlin am 6. Juni 2024 zur Finanzierung der Weiterbildung
Die Umstrukturierung der Psychotherapieausbildung hin zur fachpsychotherapeutischen Weiterbildung war ein lang überfälliger Schritt. Leider ist die Politik bis heute, fünf Jahre nach der Reform, ihrer Verpflichtung zu einer gesetzlich gesicherten Finanzierung der Weiterbildung nicht nachgekommen – nicht zuletzt aufgrund der gescheiterten Regierungskoalition. Umso wichtiger ist eine starke Stimme in der Öffentlichkeit: Durch Demonstrationen, Pressearbeit und Gespräche mit Politiker*innen wurde die Finanzierungsfrage insbesondere in den vergangenen Monaten mehr ins Blickfeld von Politik und Gesellschaft gerückt. In Niedersachsen ist es uns ein wichtiges Anliegen, vor allem eine gute Vernetzung zu Studierenden und Universitäten voranzutreiben, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Positiv zu benennen ist, dass wir 2024 die erste Weiterbildungsstätte im stationären Bereich zugelassen haben und seitdem weitere gefolgt sind. Das Antragsaufkommen ist trotz der Unsicherheiten hoch. Wir dürfen gespannt bleiben, wie die neue Bundesregierung mit dieser Thematik umgeht. Als Profession bleiben wir dran – mit vereinten Kräften.
Gina Briehl
Politisches Treffen bei der AWO Braunschweig
Christos Pantazis, Dr. Kristina Schütz, Jörg Hermann und Rifat Fersahoglu-Weber (v. l. n. r.)
Auf Einladung von Rifat Fersahoglu-Weber, Vorsitzender des Vorstands des AWO-Bezirksverbands Braunschweig, besuchten der Vizepräsident der PKN, Jörg Hermann und PKN-Vorstandsmitglied Dr. Kristina Schütz am 30. Oktober 2024 den AWO-Campus. Im ersten Teil des Treffens informierten Dr. Kristina Schütz und Jörg Hermann die Gesprächspartner*innen der AWO über die Möglichkeit, einen Teil der neuen fachpsychotherapeutischen Weiterbildung auch in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe absolvieren zu können. Die Ausführungen stießen auf großes Interesse – es ergab sich ein lebhaftes Gespräch sowohl über die Chancen, die sich aus dieser Option ergeben, als auch über die notwendigen Schritte auf dem Weg, Weiterbildungsstätte zu werden. Für den zweiten Teil des Besuchs war ein Gespräch mit Dr. Christos Pantazis, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages, verabredet. Hierbei war die Finanzierung der fachpsychotherapeutischen Weiterbildung zentrales Thema. In einem intensiven und konstruktiven Austausch nahm Dr. Christos Pantazis die Positionen unserer Professionen interessiert zur Kenntnis und bot Unterstützung an, die jedoch unter dem Vorbehalt des Fortbestands der Ampel-Koalition stand. Dass dieser Vorbehalt schwer wiegen sollte, stand zum Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht abschließend fest und die inzwischen eingetretenen Ereignisse haben das angestrebte Ergebnis des Gesprächs deutlich geschmälert. Dennoch ist es in dem erfolgreichen Austausch gelungen, über die Angebote und die damit verbundenen Anliegen unserer Profession in den verschiedenen Versorgungsbereichen zu informieren.
Jörg Hermann
Weiterbildung: Informationsveranstaltung an der Universität Göttingen
Die Teilnehmenden blicken positiv auf die sich weiterentwickelnde Vernetzung
Unter dem Titel „Psychotherapeutische Weiterbildung in der Krise“ lud die PsyFaKo e. V. am 12. Dezember 2024 zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung an der Universität Göttingen ein, um einen Raum für Fragen, Unsicherheiten und Austausch zu schaffen. Im Gespräch mit Studierenden, universitätsinternen Lehrenden und der Kammer wurde diskutiert, was die ungeklärte Finanzierungsfrage für Studierende und Absolvent*innen bedeutet und wie der aktuelle Stand der Debatte ist. Für die PKN war Vorstandsmitglied Dr. Kristina Schütz vor Ort. „Die Vernetzung zwischen Studierenden und der Kammer im Rahmen solcher Austauschformate ist sehr wertvoll und sollte auf jeden Fall fortgeführt werden – darin sind sich alle einig“, resümiert Dr. Schütz.
Gina Briehl
Vielfältige Themen auf der Berufsrechtskonferenz in Hannover
Die Kammerjurist*innen, Mitglieder der Beschwerdestellen und Präsident*innen der Landeskammern trafen sich am 31. Januar 2025 im Luisenhof in Hannover, um über aktuelle Themen des Berufsrechts in den Austausch zu kommen. Seitens der bayerischen Kammer wurden die Themen „Zusammenarbeit von Psychotherapeut*innen und Heilpraktiker*innen“ sowie „Heilpraktiker*innen und Psychotherapeut*innen in einer Person“ eingebracht. Im ärztlichen Recht besteht hier eine Unvereinbarkeit und auch die Musterberufsordnung sieht ein Kooperationsverbot z. B. im Rahmen einer Berufsausübungsgemeinschaft vor.
Anschließend folgte ein Vortrag der Rechtsanwältin Katharina Vogtmeier zum Thema „ePA: Herausforderungen für das Berufsrecht“. Insbesondere im Bereich der Behandlung von Kindern und Jugendlichen sind zahlreiche Problematiken bisher vom Gesetzgeber nicht berücksichtigt worden. Die Fragen nach Zugriffsrechten, wie in speziellen Fällen die Schweigepflicht gewährleistet werden kann, aber auch wie es sich mit Erwachsenen in Betreuungsverhältnissen verhält, sind bislang ungeklärt. Einigkeit besteht darin, dass eine gute Aufklärung der Patient*innen elementar ist.
Katharina Vogtmeier und Roman Rudyk
Matthias Vestring, Justiziar der PKN, stellte eine zweitinstanzliche Entscheidung bzgl. Berufsunwürdigkeit vor. In einem über viele Jahre geführten Verfahren wurde trotz unbestrittener, schwerwiegender Vorwürfe keine Berufsunwürdigkeit ausgesprochen. Die Teilnehmer*innen diskutierten über ihre Erfahrungen mit Gerichten und Approbationsbehörden in solchen Fällen, in einigen Fällen werden ähnlich unzufriedenstellende Situationen berichtet.
In der weiteren Diskussion wurden noch folgende Fragen besprochen: Wie soll mit Approbierten nach neuem Recht umgegangen werden, die keine Weiterbildungsstelle finden? Was ist die Rolle der Kammern bei Beschwerden im Rahmen familiengerichtlicher Verfahren? Wie ist in Bezug auf die aktuellen Sicherheitsproblematiken der Telematikinfrastruktur (TI) zu reagieren? Darüber hinaus wurde die Überarbeitung der Berufsordnungen in Bezug auf sozialrechtliche Änderungen im Bereich der Videobehandlung besprochen sowie über Empfehlungen zur beruflichen Nutzung von Social Media diskutiert.
Die nächste Berufsrechtskonferenz wird am 30. Januar 2026 von der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz ausgerichtet.
Daniel Nowik
Die Kammer im Expertengespräch
Vielleicht kennen Sie bereits unsere Interviewreihe, in der wir regelmäßig mit Expert*innen zu spannenden berufs- und kammerpolitischen Themen ins Gespräch kommen.
Seit dem ersten Teil im Oktober 2022 mit Kammerpräsident Roman Rudyk (Depressionen – eine heilbare Krankheit?) wurde die Reihe stetig fortgeführt: von Klimawandel & Psyche über Suizidprävention & Krisenintervention bis hin zu Psychoonkologie, Sozialmedizin oder Kunstfehler im psychotherapeutischen Kontext präsentieren wir einen bunten Strauß an Themen, die aus der Praxis für die Praxis entstanden sind und noch entstehen werden.
Bei Interesse schauen Sie auf unserer Website vorbei.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Bekanntmachung
Verabschiedung des Haushaltsplans der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen für das Haushaltsjahr 2025
Die Delegierten der Kammerversammlung haben auf der Sitzung am 26.10.2024 den Haushaltsplan für das Jahr 2025 in Höhe von 2,67 Millionen Euro genehmigt.
Der Haushaltsplan steht ausschließlich den Mitgliedern der PKN zu Verfügung. Wenn Sie den Haushaltplan einsehen möchten, schicken Sie bitte eine E-Mail an info@pknds.de mit dem Betreff „Haushaltsplan“. Sie erhalten dann eine verschlüsselte Datei sowie in einer zweiten E-Mail das entsprechende Passwort.
Hannover, den 13.02.2025
Roman Rudyk, Präsident